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Raumsonden: Verfolgen Sie das Erwachen von Rosetta!

Die Kometensonde Rosetta im Umfeld des Kometen 67P

Die Spannung steigt im Europäischen Raumfahrtkontrollzentrum ESOC in Darmstadt: Am 20. Januar 2014 soll um 11 Uhr MEZ eine Zeitschaltuhr an Bord der Kometensonde Rosetta das Raumfahrzeug nach fast drei Jahren – 957 Tage – im Tiefschlaf wieder aktivieren. Die Sonde wurde Mitte 2011 ins technische Koma geschickt. Sie hatte sich auf ihrer Bahn um die Sonne so weit vom Zentralgestirn entfernt, dass die Solarzellen zur Stromversorgung nicht mehr genügend Energie erzeugten, um die Bordtechnik mit Strom zu versorgen. Somit wurden alle Geräte abgeschaltet, nur die vierfach redundante Zeitschaltuhr blieb aktiv. Zudem wurde Rosetta in Richtung der Sonne ausgerichtet und in eine langsame Rotation um die Hauptachse versetzt, um sie auf ihrer Bahn zu stabilisieren. Seitdem war nichts mehr von der Sonde zu hören.

Rosettas Reiseroute | Im März 2004 startete die Reise der Raumsonde Rosetta zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Im August 2014 wird sie ihn erreichen, nachdem sie dreimal an der Erde und einmal am Mars vorbeigeflogen ist. Die Darstellung des Kometen und der Planeten ist nicht maßstabsgetreu.

Nachdem der Wecker an Bord von Rosetta sozusagen geklingelt hat, werden aber noch mehr als acht Stunden vergehen, bis die ersten Funksignale auf der Erde eintreffen. Als erste Geräte an Bord werden die Sternsensoren aufgewärmt. Der Vorgang dauert rund sechs Stunden. Dann werden die Steuerdüsen von Rosetta gezündet, um die Rotation zu stoppen und die beiden Solarzellen-Ausleger optimal zur Sonne auszurichten. Anschließend bestimmen die Sternsensoren die exakte Position der Sonde im Sonnensystem.

Nun erst schwenkt Rosetta ihre Hauptantenne in Richtung Erde, schaltet ihren Bordsender ein und übermittelt ein Funksignal an die wartenden Missionskontrolleure im ESOC. Die Signale benötigen rund 45 Minuten bis zur Erde, weil Rosetta derzeit rund 807 Millionen Kilometer entfernt ist, das entspricht dem 5,4-fachen Abstand der Erde zur Sonne. Die erste Gelegenheit, Funksignale von Rosetta zu empfangen, fällt in den Zeitraum von 18:30 Uhr bis 19:30 Uhr MEZ. Als erstes wird die 70-Meter-Antenne der NASA im kalifornischen Goldstone nach Rosetta lauschen, dann die entsprechende Antenne in Canberra, Australien. Sie wird von der 35-Meter-Antenne der ESA in Westaustralien unterstützt.

Die ESA veranstaltet am Montag, den 20. Januar 2014, ein ganztägiges Programm zum Aufwachen von Rosetta. Sie können die Veranstaltung live via Internet auf www.esa.int/rosetta und www.livestream.com/eurospaceagency verfolgen. Die ESA betreibt auch zwei Twitter-Kanäle zu Rosetta: unter den Hashtags @ESA_Rosetta und @Philae2014 werden der aktuelle Stand und auch humorige Details zu beiden Raumsonden verbreitet. Weitere Informationen zu Rosetta finden Sie auch in einem Beitrag aus Nature.

Nachdem die ESA wieder vollen Kontakt zu Rosetta hergestellt hat, werden in den folgenden Wochen nach und nach die wissenschaftlichen Instrumente und die Landesonde Philae wieder hochgefahren und ausgiebig auf Funktion überprüft. Zum Zeitpunkt des Wiedererwachens trennen Rosetta rund neun Millionen Kilometer, rund 23 mal die Strecke Erde–Mond, von ihrem Zielobjekt, dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Erste Bilder, die den Kometenkern als einen sich vor dem Sternenhimmel bewegenden Punkt zeigen, werden erst gegen Anfang April erwartet.

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  • Quellen
ESA, 16. Januar 2014

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