Direkt zum Inhalt

News: Windige Geschichte

Das könnte knapp werden! Im Rahmen des Spacewatch Projects stießen Forscher am nächtlichen Himmel auf ein Objekt von der Größe eines Automobils, das direkt auf die Erde zuraste. Die Aufregung war groß, denn wenngleich die Erde einem Zusammenstoß wohl knapp entgehen würde, war klar, dass '2001-D47' im August 2001 den Mond treffen könnte. Doch dann wurden die Forscher stutzig: Diese Flugbahn kam ihnen irgendwie merkwürdig vor...
Robert McMillan ist Mitarbeiter des Spacewatch Projects und hatte in der Nacht vom 19. auf den 20. Februar 2001 Dienst am 0,9-Meter-Teleskop des Kitt Peak National Observatory. Wie ein Wachhabender an Deck eines Schiffes, so bestand auch seine Aufgabe allein darin, den Himmel nach bedrohlichen Objekten abzusuchen - Objekten, die der Erde gefährlich nahe kommen.

Und dann war es plötzlich soweit, die Ruhe nächtlicher Routine war dahin. Auf den Computerbildern leuchtete mit einem Mal ein heller Streifen, und schnell war klar: Hier rast ein Objekt von der Größe eines Mittelklassewagens direkt auf die Erde zu. Umgehend informierte McMillan das Minor Planet Center (MPC), und immerhin ergab die Auswertung der Flugbahn bald halbwegs Beruhigendes. Die Erde würde wohl glimpflich davon kommen und das unbekannte Objekt in 500 000 Kilometern Entfernung vorbeiziehen lassen.

Schon hatte der Brocken vom MPC den offiziellen Namen 2001-D47 erhalten, als die Daten der weltweit in Alarm versetzten Teleskope einliefen. Während überall die Rechner die weitere Flugbahn vorausberechneten, versuchte man am NASA Jet Propulsion Laboratory, stattdessen die Herkunft des Objekts zu ergründen. Es schien nämlich so, als halte sich 2001-D47 bereits eine ganze Weile in der Gegend auf. Und tatsächlich, der kosmische Wanderer kam nicht von weither, sondern hatte mehrere Umrundungen von Erde und Mond hinter sich. Und mit einiger Wahrscheinlichkeit war auch sein Ende schon absehbar, denn es schien, als ob er am 19. August 2001 dem Mond gefährlich nahe kommen würde.

Nun wurden die Forscher bald skeptisch, irgendwie war das nicht die Umlaufbahn eines bislang unbekannten Asteroiden! Lance Benner, der die komplizierten Flugbahnen am NASA Jet Propulsion Laboratory rekonstruiert hatte, schöpfte jedenfalls Verdacht: Dies war auf keinen Fall ein Asteroid. Sie waren da doch nicht einem harmlosen Satelliten auf den Leim gegangen? Kaum gedacht, meldete sich Jonathan McDowell zu Wort, Astronom am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und ausgebuffter Kenner der Raumfahrtgeschichte. Für ihn war rasch klar, worum es sich handelte - und 2001-D47 war fortan nicht mehr 2001-D47, sondern das WIND spacecraft, das seit 1994 auf waghalsigen Bahnen um Erde und Sonne kreist und die Sonnenwinde studiert.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.