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Kommentare - - Seite 793

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Die Verantwortung haben immer andere

    03.12.2013, Robert Orso
    Übersetzen wir das doch einmal von Politikersprech in Klardeutsch, denn die Argumentationen sind immer gleich:
    "Das schadet der Wirtschaft/Forschung" heißt "ich erwarte mir persönlich Nachteile"
    "Die .. müssen selbst entscheiden (dürfen) ob sie das wollen oder nicht" heißt "ICH will das machen, ohne dass mir wer drein redet"

    Das Problem bei dieser Argumentation ist, dass es daraus hinaus läuft, dass ein einziger Mensch mit bösen Absichten oder ohne Skrupel völlig legal großen Schaden anrichten kann, wir uns aber selbst bequem zurück lehnen und jammern können. WIR sind ja nicht verantwortlich, DIE waren das. Aber jetzt, wo der Schaden schon angerichtet ist könnte man doch .. oder müsste man nicht sogar ...

    Wir sind über das Stadium hinaus, in dem die meisten Forschungen und deren Ergebnisse "nett" oder "interessant" sind. Besonders nicht die, um die es hier geht. Wir forschen im innersten der Biologie, erfinden unsere eigene Evolution, rätseln, welche Kräfte unser Universum zusammen halten und wie man sie nutzbar machen kann.

    Unsere Gesellschaft ist keine ethische, moralisch unantastbare, in der jede neue Entdeckung aus purer Vernunft nur zu Erleuchtung und Vorteilen für Jedermann führt. Auch die bon Ihnen beschworenen ethischen Wissenschaftler sind keine unantastbaren Übermenschen. Es ist genau das Gegenteil der Fall. Jede, also wirklich JEDE Entdeckung wird umgehend dazu verwendet um militärische Überlegenheit und/oder wirtschaftliche Machtpositionen auszubauen, wenn das nur in irgend einer Weise möglich ist. Vorteile davon haben wenige, Nachteile viele. Manche mögen das für legitim halten.

    Tatsächlich sollte man sich als Wissenschaftler heutzutage ernsthaft überlegen, wie die möglichen Entdeckungen dieser Forschung GEGEN die Menschen und die Umwelt eingesetzt werden kann, denn eher früher als später WIRD genau das passieren. Ganz besonders gut sollte man darüber nachdenken, wenn das Militär daran interessiert ist, Geld dafür zu investieren. Das Militär ist von Natur aus nur daran interessiert, möglichst billig und effizient den "Gegner" zu eliminieren. Wobei "Gegner" allerdings je nach politischer Lage ein ziemlich verwaschener Begriff ist.

    Diesen zu erwartenden Nachteilen sollten die zu erhoffenden Vorteile gegenüber gestellt werden. Die Frage sollte dann lauten: Bin ich persönlich willens, diese Nachteile in Kauf zu nehmen und bin ich in der Position, diese Entscheidung für alle Menschen zu treffen? Gerade letzteres wird praktisch nie gemacht. Ist der Geist aber einmal aus der Flasche, bringt man ihn nicht mehr zurück. Die Entscheidung eines Einzelnen oder einer kleinen Gruppe bewirkt aber, dass künftig die gesamte Menschheit davon betroffen ist, mit allen möglichen Vorteilen, mit allen sicheren Nachteilen und für alle Zeiten. Eine einmal gemachte Entdeckung ist nie wieder rückgängig zu machen.

    Die Entdeckung der Radioaktivität, der Äquivalenz von Masse und Energie, die Struktur des Atomkerns - wunderbare Entdeckungen - haben uns die "friedliche Nutzung der Atomkraft" beschert und die Atombombe. Wobei bei ersterem noch nicht so sicher ist, ob sie nicht in Summe noch viel mehr Schaden angerichtet hat und noch anrichten wird als letztere.

    Wir leben in einer Kultur der "Nicht Verantwortung". Jeder ist nur für einen winzigen Teil verantwortlich, oder fühlt sich zumindest so. "Ich mache ja nur..". Allerdings bereitet jeder einzelne in seiner kleinen "nicht Verantwortlichkeit" den Boden für jemand anderen "nicht Verantwortlichen" der "auch nur.." macht. Jeder nur innerhalb legaler und moralisch vertretbarer Grenzen. Nichts, was explizit das Gewissen belastet. Jeder nur aus der puren Notwendigkeit, dem Rahmen der unmittelbaren Situation entsprechend angemessen und vertretbar. Jeder nur ein kleines Bisschen in die falsche Richtung, aber am Ende der Kette finden wir plötzlich ein Monster, das niemand haben will.

    Dann können wir wieder trefflich über die Verantwortung der jeweils anderen streiten. Die am Anfang der Kette mit "das wollten wir doch nie so haben", die am Ende mit "uns bleibt doch gar nichts anderes übrig".

    Ich bin kein betroffener Wissenschaftler, ich bin ein betroffener Mensch. Ich bin unheimlich wissensdurstig und verstehe Ihre Not, sich doch nicht bei der Forschung bremsen zu lassen, wirklich gut. Ich möchte aber nicht, dass SIE darüber entscheiden, ob ICH später mit den militärischen Segnungen Ihrer zukünftigen Entdeckungen konfrontiert werde. DAS möchte ich ganz bestimmt nicht. Ein Ethik Rat, der intensiv und AUSGIEBIG darüber berät, ob eine solche Forschung wünschenswert ist, ist genau das was ich mir wünsche. Sollte diese Beratung ergeben, dass es wünschenswert aber möglicherweise auch nachteilig sein kann, müssen ZEITGLEICHE Maßnahmen gesetzt werden, die eine - und sei sie noch so kleine - missbräuchliche Verwendung rasch und effizient unterbindet. Wenn das nicht sicher gestellt werden kann Hände weg!
  • Denkfehler entzaubert

    02.12.2013, Günter Woll, Quierschied
    Ich vermisse in diesem Artikel einen Hinweis auf die Tatsache, dass bei einer Überdosierung von Nährstoffen grundsätzlich mit Schadwirkung zu rechene ist. Dazu schicke ich Ihnen beiliegende Kopie aus Scheffer, Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde, 12. Auflage 1989. Das Diagramm bezieht sich zwar konkret auf die Pflanzenernährung, es wäre aber absurd anzunehmen, dass es sich bei der menschlichen Ernährung grundsätzlich andere Gesetzmäigkeiten gelten. ist man bei den Untersuchungen von richigen Werten für die optimale Dosierung der betreffenden Antioxidanzien ausgegangen? Was in iener posotven Insicht Wirkung entfaltet, mag in anderer Hinsicht schon schädlich sein.

    Es ist heute nicht gerade unüblich, dass Lebensmittel mit Vitaminen angereichert sind. Ich frage mich schon lange, ob da nicht manche Menschen trotz GDA ein gesunde Überdosierung abbekommen. Viele Verbraucher denken bei den "gesunden" Zusatzstoffen vermutlich: "Je mehr, desto beser!" Ich würde sagen, dieser Denkfehler wird in Ihrem Artikel entzabert.
    Stellungnahme der Redaktion

    Vielen Dank für Ihre Leserzuschrift. Sie fragen, ob die Forscher dort die optimale Dosierung der betreffenden Antioxidantien beachtet haben.

    Das Problem der richtigen Dosierung gibt es natürlich immer, wenn man die physiologische Wirkung von Antioxidanzien untersucht. Deshalb haben die Forscher es bei den meisten im Artikel geschilderten Experimenten umschifft. Sie haben nicht etwa Antioxidanzien verabreicht, sondern stattdessen antioxidativ wirkende Enzyme ausgeschaltet. Das führt im Körper zu einem Anstieg der Konzentration reaktionsfreudiger Atome und Moleküle. Unter diesen Umständen beobachteten sie bei den Versuchstieren keine Verkürzung der Lebensdauer, im Gegenteil, die manipulierten Tiere lebten manchmal sogar länger als nicht manipulierte. Das ist ein indirekter Beleg: Würden reaktionsfreudige Spezies schaden, so müsste ein Anstieg ihrer Konzentration zu negativen Effekten führen. Da er das in den Versuchen nicht tat, schaden reaktionsfreudige Spezies offenbar nicht (immer) – was im Umkehrschluss bedeutet, dass der Nutzen von Antioxidanzien, die den reaktionsfreudigen Spezies entgegenwirken, in Frage steht.

    Bei einigen der im Artikel beschriebenen Experimente wurden allerdings tatsächlich Antioxidanzien verabreicht, so bei den Experimenten Siegfried Hekimis an Fadenwürmern. Die Dosierung kann ich Ihnen ad hoc nicht nennen, doch auch bei diesem Experiment fällt auf, dass Tiere, die KEINE Antioxidantien erhielten ALS AUCH überdurchschnittlich viele reaktionsfreudige Superoxide bilden, überdurchschnittlich lange lebten.

    Antioxidanzien wurden ferner verabreicht bei der im Artikel zitierten Studie Omenn, G.S. et al.: Risk Factors for Lung Cancer and for Intervention Effects in CARET, the Beta-Carotene and Retinol Efficacy Trial. In: Journal of the National Cancer Institute 88, S. 1550–1559, 1996 Die Dosierungsangaben und eine Diskussion der Ergebnisse finden Sie in dem Artikel.

  • Die diskrepante Wissenschaft

    02.12.2013, Roland Maier
    Meinen Glückwunsch an das Nobelpreiskomitee für den Mut zu dieser Entscheidung. Noch nie zuvor wurde mit der Zusammensetzung der Laureaten so deutlich die Situation der Wirtschaftswissenschaften dokumentiert. Die drei Vertreter von völlig konträren Herangehensweisen zur Vorhersage
    von Aktienkursen unterschieden sich zum einen in der Einschätzung der Marktteilnehmer ­– rational denkend oder vom Bauchgefühl getrieben –, zum anderen wurde eine rein statistische Methode favorisiert.

    Es ist nicht das einzige Thema, zu dem es gerade in den Wirtschaftswissenschaften völlig unterschiedliche Meinungen gibt (hier vereinfacht dargestellt):

    - Braucht der Kommerz viel oder wenig Regulierung? Soll der Einfluss des Staates auf die Wirtschaft und vor allem auf die Banken erweitert oder reduziert werden? Sollte man eher den Behörden oder den Marktmechanismen vertrauen?

    - Brauchen wir niedere Löhne, weil dann die Unternehmen wettbewerbsfähig werden und dies letztlich allen zugute kommt, oder brauchen wir hohe Löhne, damit die Kaufkraft steigt, wovon die Unternehmen wieder profitieren würden?

    - Soll den überschuldeten EU-Ländern ein rigoroser Sparzwang auferlegt werden, um deren Defizite in den Griff zu bekommen, oder wird durch das Sparen deren Wirtschaft ruiniert, was wiederum die Defizite vergrößert?

    Die Liste ließe sich fortführen. Die jeweils konträren Standpunkte sind durchwegs alle berechtigt. Was den ersten Punkt betrifft, so lässt sich mit einem gesunden Misstrauen sowohl gegenüber den Behörden als auch den Marktmechanismen beiden Positionen etwas abgewinnen. Auch die anderen Anschauungen sind innerhalb eines jeweils eigenen Blickfeldes völlig folgerichtig. Solange aber nur zwei (oder mehr) Fraktionen auf ihren jeweiligen speziellen Sichtweisen beharren, wird wohl kaum etwas Vernünftiges entstehen. Die unterschiedlichen Vorstellungen müssten unter Einbeziehung aller gesellschaftlicher Aspekte zusammengefasst werden. Naturwissenschaftliche Theorien werden im Allgemeinen durch Vergleich der quantitativen Voraussagen mit den tatsächlich eingetretenen Werten validiert. Ohne diese Kontrolle würde es keine Vereinheitlichung der Lehrmeinungen geben. Problematisch ist es auch dort, wo konkurrierende Theorien zwar Werte angeben, wo aber alle einer Überprüfung nicht standhalten. Alte oberflächliche Vorstellungen blieben erhalten. In der Ökonomie hat jedenfalls auch ein Ereignis wie die Finanzkrise, welches die Theorien eigentlich auf eine harte Probe stellte, kaum zu einer Konsolidierung geführt.

    Offensichtlich sind die Einigungsprozesse in den Wirtschaftswissenschaften besonders schwierig. Börsennotierte Aktien gibt es immerhin seit etwa 300 Jahren. Das Interesse an zuverlässigen Prognosen dürfte ähnlich alt sein. Es sieht jedoch nicht so aus, als ob daraus so schnell etwas werden könnte. Vielleicht auch zum Glück. Denn speziell hier stellt sich auch die Frage, ob solide Vorhersagen überhaupt sinnvoll und wünschenswert sind. Sie hätten direkten Einfluss auf die Kursentwicklungen die sie ja prognostizieren sollten. Was hätte das für Auswirkungen?
  • Methylierung rückgängig machen?

    02.12.2013, Michael
    Die Frage ist dann, wie man die Methylisierung wieder verändern kann, um so Angstpatenten zu helfen. Da gab's doch vor einiger Zeit schon mal ein Mäuse-Experiment dazu, kann mich aber an Genaues nicht mehr erinnern.
  • Was für ein Sammelsurium!

    02.12.2013, Harald Immel, Maisach-Gernlinden
    1. Für die Autoren endet die Genetik offensichtlich mit den "mendelschen Merkmalen" (S. 36). Alles andere ist Epigenetik, wobei angeblich "Gesellschaftliche Verhältnisse ... genetische Strukturen ... verändern" (S. 36). Das ist nicht richtig! Im Folgenden ist auch nur noch von einer Änderung der "Aktivität bestimmter Gene" die Rede (S. 37 u. .). Das ist richtig, aber eben reine Genetik, ganz ohne "Epi-".

    2. Statistik spielt eine große Rolle und selbst ein "Datenbestand" von 20 500 Personen kann unzureichend erscheinen (S.42). Da wüsste man doch zu gerne Bescheid über die quantitative Basis der Abbildung auf S. 39. Um Himmels willen: Wie viele missbrauchte Suizidopfer standen denn zur Verfügung?

    3. Sehr richtig die Bemerkung: "Ein wenig ähnelt das soziale Umfeld einem Habitat in der Biologie" (S. 41) Aber: Spielt tatsächlich nur in menschlichen Gemeinschaften die "Stellung in der Gesellschaft" eine Rolle (S. 42)? Noch nie etwas von den Strukturen in einem Löwenrudel oder auf einem Affenfelsen gehört, vom Alphamännchen bis zum letzten Jungtier?

    4. Die Quintessenz der eigenen Forschung ist in der Tabelle auf S. 42 zusammengefasst und führt - laut Unterschrift - zu dem umwerfenden Ergebnis, dass Handikaps (genetische und gesellschaftliche) sozial kompensiert werden können durch "gebildete Eltern, die sich in der Schule ihrer Kinder engagieren, und eine gute Schule". Um zu solch bahnbrechenden Erkenntnissen zu gelangen, bedarf es zweifellos nicht der am Schluss bombastisch geforderten neuen Organisation des gesamten Wissenschaftsbetriebs (S.45). Sollte es aber doch dazu kommen, dann bitte wenigstens ohne Beteiligung der Autoren!
    Stellungnahme der Redaktion

    Zu 1.: Entscheidend ist, was man unter genetischen Strukturen versteht. Geht es nur um die Basensequenz, hat Prof. Immel Recht. Umfasst der Ausdruck aber auch die Art, wie das fadenförmige DNA-Molekül im Zellkern aufgewickelt ist und welche chemischen Gruppen daran angebracht sind, dann trifft die Aussage in dem Artikel sehr wohl zu. Angesichts der großen Bedeutung der neuerdings erkannten Mechanismen zur Genregulation und der Existenz eines eigenen Histonkodes dafür scheint es gerechtfertigt, das Gebiet durch ein „Epi-“ von der herkömmlichen Genetik zu unterscheiden.
    Zu 2.: Es handelte sich um je zwölf Suizidopfer mit und ohne Missbrauchserfahrung in der Kindheit sowie zwölf bei einem Unfall verstorbene Personen als Kontrolle. Die Untersuchung ist in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ erschienen (http://www.nature.com/neuro/journal/v12/n3/full/nn.2270.html).
    Zu 3.: Natürlich gibt es auch im Tierreich soziale Strukturen. Aber deren Komplexität reicht nicht annähernd an die beim Menschen heran.
    Zu 4.: Der Artikel beschreibt nicht nur die eigenen Ergebnisse der Autoren, die man als wenig überraschend ansehen mag, sondern eine Vielzahl weiterer Befunde anderer Wissenschaftler. Der Schlusssatz bezieht sich auf die Gesamtheit der angeführten neuen Erkenntnisse.

  • Abschreckende Rezension mit wenig Begeisterung

    02.12.2013, Peter Stark
    Ich kann die Kritik der Autorin nicht ganz nachvollziehen. Das Buch ist das auf dem deutschsprachigen Markt beste zu diesem Thema. Der Autor mag zwar von dem Thema angetan sein, das tut dem Buch aber keinen Abbruch. Ich habe das Gefühl, dass die Rezensentin frustriert ist, in dem Buch keine Fehler gefunden zu haben. Stattdessen listet sie irgendwelche Worte und Formulierungen auf, die sich ihrer Meinung ein- oder zweimal zu oft in dem Buch wiederfinden. Wie armselig! Wenn man schon auf dieses Mittel der Kritik zurückgreifen muss, dann spricht dies eher für den Autor des Buches und gegen die Rezensentin.
    FÜNF AMAZON-Sterne für dieses tolle Buch.
    Peter (Saarbrücken)
  • Warum schon bei Preonen anhalten?

    02.12.2013, Walter Weiss, Kassel
    Sollten Preonen denkbar sein - warum könnten sie dann ihrerseits nicht auch noch aus mehreren Bestandteilen zusammengesetzt sein? Und so fort: warum könnte es nicht sogar eine endliche - oder unendliche - weitere Untergliederung geben?

    Es sind die Entwicklungen in der Forschung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten gerade in dieser Materie ungeheuer spannend.
  • Antwort auf den Kommentar von Jutta Paulus

    29.11.2013, Martin Ballaschk (SciLogs: Detritus)
    Hallo Frau Paulus,

    es ist sicher richtig, dass Daten aus Sprague-Dawley-Ratten auch von Monsanto für Toxizitätsstudien herangezogen werden. Wenn ich mich recht erinnere, sind diese Untersuchungen dann aber auf 90 Tage begrenzt – hier macht die Wahl des Rattenstamms Sinn. Ein Hauptkritikpunkt ist ja, dass die Studie nicht als Kanzerogenitätsstudie taugt, aber gerade die Tumorbilder so gehypt wurden (siehe die Bilder auf Seite 4226, ohne Kontrolle!). Dass man die Studie über die 90 Tage hinaus fortführte, weil man unerwartet toxische Effekte beobachtete, ist mehr als fadenscheinig: Über viele Jahre hat Séralini versucht, toxische Effekte nachzuweisen – und jetzt sollen sie ihn überrascht haben? Unglaubwürdig. Viel wahrscheinlicher und in einer Linie mit Séralinis jahrelanger Lobbyarbeit erscheint mir, dass man es von vornherein auf diesen Befund angelegt hat, um diesen äußerst medienwirksam in Szene zu setzen.

    Ob eine Retraktion gerechtfertigt war, wird wahrscheinlich noch eine Weile kontrovers diskutiert werden. Es sind sich aber wohl alle einig, dass die Daten nicht die Schlussfolgerungen stützen und die Arbeit so nie hätte veröffentlicht werden – ein Versagen des Peer-Review-Systems. Ich will das nicht beurteilen, freue mich aber, dass Anti-Gentechnik-Demonstranten sich nicht mehr die gräßlichen Rattenbilder auf die Transparente drucken können, ohne sich lächerlich zu machen.

    Zu Glyphosat: der Fund von Glyphosatrückständen mit einer hinreichend sensitiven Methode ist nicht völlig unerwartet. Immerhin ist Glyphosat zugelassen und es sind Rückstände in Nahrngsmitteln zu erwarten, insbesondere durch die Sikkation von konventionell angebautem Getreide (was auch immer von dieser Praxis halten mag, sie sorgt für hohe Glyphosat-Belastungen und wird sogar von der DLG sher kritisch gesehen). Es ist immer noch die Frage nach der Dosis entscheidend, und meines Wissens gibt es keine Belege dafür, dass Glyphosat *nicht* der klassischen Dosis-Wirkungsbeziehung folgt. In Séralinis Paper sehen wir keine dosisabhängigen Effekte durch Glyphosat, im Gegenteil wirkt es offenbar lebensverlängernd auf männliche Ratten, wenn man seiner Argumentation folgt! Niemand scheint das bemerkt zu haben oder besonders herauszustellen, obwohl hier ein vergleichsweise starker Effekt auftritt. Sie könenn das leicht anhand der Figure 2 nachvollziehen.

    Für Häufung von Missbildungen und Krebsfällen konnte ich bislang keine verlässlichen Zahlen finden, falls Sie welche haben, lassen Sie es mich bitte wissen. Nehmen wir aber an, diese Zahlen belegen diesen Zusammenhang statistisch signifikant. Dann hätte man immer noch das Problem, diese Effekte auf Glyphosat einzuengen – immerhin werden in diesen Anbauregionen noch andere Chemikalien eingesetzt und man hat keinen Überblick über eventuelle Verunreinigungen in Pestiziden.

    Zur unabhängigen Reproduktion der Studie: Arjo et al. Transgenic Res (2013) 22:255 nennen einige Literaturstellen, darunter eine (japanische) 104-wöchige Studie von Sakamoto (2008), die mit transgenem Soja gefüttert wurden und auf ein Review von Chelsea Snell et al. Food Chem Toxicol 50: 1134. Séralinis Ergebnisse schlagen eindeutig aus der Art. Ich würde es auch begrüßen, wenn jemand versuchte, Séralinis Ergebnisse zu reproduzieren, aber es tut mir auch ein wenig um die Tiere leid.

    Viele Grüße
  • Geoengineering ist genau so schwierig wie globale Emissionsreduktion

    29.11.2013, Martin Holzherr
    Alle Länder müssen ihre CO2 Emissionen reduzieren, damit die Emissionen global zurückgehen.
    Auch zum Geoengineering - das per definitionem ein globales Engineering ist - müssen alle Länder zustimmen. Bei arktischem Geoengineering mindestens aber die Artkisanrainer. Die im Arktisrat versammelten Länder werden aber einem arktischen Geoengineering nie und nimmer zustimmen, denn auf nichts warten sie mehr als auf das permanente Abschmelzen des Sommereises. Denn das erlaubt ihnen die Ausbeutung von arktischem Erdöl und Erdgas und die Einrichtung von arktischen Schiffsrouten, welche die Fahrzeit von Asien nach Europa stark verkürzen.
    Mit ihrem Vorschlag zum arktischen Geoengineering leben sie also gefährlich. Oder wollen sie dass es ihnen gleich ergeht wie Alexander Walterowitsch Litwinenko.
  • Fragen bleiben offen

    29.11.2013, Jutta Paulus
    In der verlinkten Stellungnahme von GMWatch wird die durchaus spannende Frage aufgeworfen, warum nicht nur Séralinis, sondern auch eine andere kritische Veröffentlichung just nach dem Eintritt eines ehemaligen Monsanto-Wissenschaftlers in die Redaktion zurückgezogen wurden.
    Die Kritik an der Wahl von Sprague-Dawley Ratten kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Dies ist der absolut gängigste Stamm für Tierversuche.
    Die geringe Zahl an Tieren ist sicher ein Manko und beeinträchtigt die Aussagefähigkeit der Studie. Was jedoch lt. Fachzeitschriftenverband COPE kein Kriterium für ein nachträgliches Zurückziehen sein darf.
    Eine kritische Auseinandersetzung mit den methodischen Mängeln der Studie ist in vielfachen Briefen an den Herausgeber seitens der wissenschaftlichen Community bereits erfolgt. In diesen Briefen wird aber teilweise auch deutlich, dass "auf der anderen Seite" einseitige Interessen stehen und ohne Scheu auch Falschaussagen in den Raum gestellt werden. Zitat: "Glyphosate, which affects an enzyme present in plants, but not animals, has a short residence time in the environment and a long history of safe use". Diese von vielen Professoren unterschriebene Aussage steht in Widerspruch sowohl zu den Glyphosatfunden im Urin von 70% der Europäer als auch zu der Häufung von Krebsfällen und Missbildungen in den ländlichen Gebieten Lateinamerikas, den Hauptanbaugebieten von glyphosatresistenten Pflanzen.
    Ich würde mir wünschen, dass Séralinis Versuche von unabhängiger Seite wiederholt würden.
  • Albedo schwindet

    29.11.2013, Kunibert Hurtig
    Damit verringert sich auch die Albedo:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Albedo
    Somit tritt ein weiterer positiver Rückkopplungseffekt zum Klimawandel ein, denn die ohnehin tauenden Böden werden nunmehr noch schneller auftauen und damit verstärkt Methanhydrate im Untergrund zersetzen, also Methan freisetzen. Ein weiterer Effekt kann die verstärkte anaerobe bakterielle Zersetzung organischer Reste im Moorboden sein, die ebenfalls Methan erzeugt.
    Ich glaube, dass die Zeitschiene für die langfristigen Befürchtungen des IPPC und z.B. Herrn Ramsdorf et. al. mehr oder weniger (eher mehr) schnell schrumpft.
    KuHu
  • Sonne nicht Erde

    29.11.2013, AstroHP
    Trotz Klimaerwärmung, aber das Wort Erde muss durch Sonne ersetzt werden!
    Stellungnahme der Redaktion

    Vielen Dank - da ist mir im Eifer des Gefechts und zur späten Stunde ein Fehler unterlaufen, den ich jetzt korrigiert habe.

    Daniel Lingenhöhl
    Redaktion Spektrum.de

  • Quantenphysik - Sehnsucht nach dem Zufall

    28.11.2013, Joerg Weis, Leonberg
    Während die statistikbasierte Quantenmechanik allgemein akzeptiert ist, wird über das aus ihr abzuleitende Weltbild noch heftig spekuliert. Daher spricht man auch von Deutungen der Quantenmechanik.
    Der Begriff Deutung assoziiert bereits ein hohes Maß an Unsicherheit. Eine naheliegende Assoziation ist der Begriff „Sternendeutung“. Sternendeuter versuchten Zusammenhänge zwischen kosmischen und irdischen Ereignissen herzustellen, zumeist bezogen auf zeitgenössische Herrschaftssysteme.
    Spätestens seit der Aufklärung sind solche Versuche in Ihrer Bedeutung stark rückläufig. Umso mehr erstaunt es, dass die Quantenmechanik eine Ausnahme darstellt. Der nicht deterministische, transzendente Einfluss – genannt Zufall – erlebt in vielen Deutungsversuchen, einschließlich der vorherrschenden Kopenhagener Deutung und dem QBismus eine erstaunliche Renaissance. Häufig wird in diesem Zusammenhang auf die heisenbergsche Unschärferelation verwiesen, welche unter anderem besagt, dass man den Ort und den Impuls eines Teilchens nicht beliebig exakt bestimmen kann, weil die exakte Messung der einen Größe die andere Größe verändert. Aus dieser Messunschärfe zu folgern, dass ein Teilchen keinen exakten Ort und Impuls hat ist jedoch nicht wissenschaftlich zwingend, sondern nur metaphysisch zu begründen. Der Interpretationsansatz sagt vermutlich mehr über die menschlichen Sehnsüchte nach transzendenter Führung aus als über die physikalischen Effekte in der Welt der kleinen Teilchen. Gleiches gilt für Schrödingers Katze. Es gibt keine zwingenden Gründe, warum die Katze gleichzeitig, sei es in der gleichen Welt oder in vielen Parallelwelten, tot und lebendig zugleich sein sollte und erst durch den Beobachter – welche menschliche Selbstüberschätzung – in den einen oder anderen Zustand gelangt. Die bayesianische Sichtweise geht positiv formuliert einen Schritt über die Kopenhagener Deutung hinaus und demokratisiert sogzusagen die Wellenfunktion. Die Realität ist nicht nur von der Beobachtung selbst abhängig, sondern es existieren für verschiedene Beobachter verschiedene „subjektive Befindlichkeiten“, die durch verschiedene Beobachtungen erst die Realitäten formen.
    Negativ formuliert könnte man sagen, dass diese Theorie dem Aberglauben in der quantenmechanischen Deutung die Krone aufsetzt. Wie in der Führungsfelddeutung beziehungsweise bohmschen Mechanik gezeigt wird, ist der Zufall keinesfalls zwingend. Das Wesen des Zufalls lässt sich anschaulich sehr gut beim "Mensch ärgere dich nicht" spielen ergründen. Der gesunde Menschenverstand suggeriert, dass die Würfel zufällig die Werte 1 bis 6 annehmen. Das lässt sich auch eindeutig statistisch belegen. Aber ist das Ergebnis wirklich zufällig, nur weil man es mit Hilfe der Statistik beschreiben kann und der Würfelwurf sehr komplex ist? Warum sollte man das Ergebnis nicht vorhersagen können, wenn man alle Bedingungen des Wurfs und seiner Umgebung exakt kennen würde? Wie sonst könnte man einem Spieler vorwerfen, der den Würfel aus geringer Höhe auf den Tisch fallen lässt und „zufällig“ eine 6 würfelt, er habe geschummelt?
    Ich bin fest davon überzeugt, dass der Zufall nichts anderes als Ausdruck menschlicher Unwissenheit ist, um nicht Einsteins Definition von Unendlichkeit zu bemühen. Eines Tages werden wir erkennen, dass die Erde der Quantenphysik keine Scheibe ist sondern auch hier eindeutige Ursache-Wirk-Zusammenhänge bestehen. Vermutlich werden wir bis dahin einige heute fest verankerte Vorstellungen von dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, über Bord werfen. Vielleicht werden wir eines Tages erkennen, dass sich Teilchen und zugehörige Welle im Raumgitter unter anderem im Doppelspaltversuch teilweise unabhängig voneinander ausbreiten, und der leere Raum gar nicht so unveränderlich und ewiglich leer und materiefrei ist, wie wir seit Michelson glauben. Unabhängig davon, welche Theorien sich zukünftig durchsetzen werden, ich bin mir sicher, dass wir auch die Welt der Quanten langfristig nicht dem Zufall überlassen.
  • Nachtrag zu Bayesianismus

    28.11.2013, Norbert Hinterberger, Hamburg
    Natürlich stellt die Bayessche Formel eine korrekte deduktive Schlussweise in der Wahrscheinlichkeitstheorie dar. Deduktive Schlussweisen sind trivial beziehungsweise tautologisch und müssen das auch sein, wenn sie korrekt schließen sollen – wir kennen keine anderen gültigen Schlussweisen als deduktive. Und wenn man sie überdies noch mit nahezu trivialen Aussagen zur Wirklichkeit füttert, wie Harald Kirsch das getan hat, entstehen auch keine Schwierigkeiten. Aber so genannte Bayesianer machen etwas ganz anderes, weil man mit derartig trivialen beziehungsweise nahezu tautologischen ‚Erkenntnissen’ nirgendwo hinkommt. Zum Kirsch-Beispiel: Woher sollten wir wohl wissen, dass eine gerade Zahl gefallen ist, wenn wir nicht gleichzeitig wissen welche das war – anders gesagt, der der gesehen hat, dass eine gerade Zahl gefallen ist, wird auch gesehen haben, welche das ist. Und damit verfügen wir nicht nur über p=1/3, sondern schon (von Anfang an) über p=1. Anders gesagt, das Problem wäre von vornherein gelöst. Nach gelösten Problemen wird in der Praxis aber bekanntlich nicht gesucht. Gesucht wird nach einer Wissensvermehrung. Das geht aber leider nur sehr indirekt. Es geht genau genommen nur eliminativ über Falsifikationen deduktiver Hypothesen, nicht über induktivistische ‚Bewahrheitungsschritte’, wie sie bei den Bayesianern fantasiert werden. Letztere sind Pragmatisten, die für wahr halten möchten, was ihre subjektivistische Beurteilungsgemeinschaft oder gar, was sie „persönlich“ für wahr halten, und zwar ohne über einen logisch widerspruchfreien Wahrheitsbegriff und ohne über eine logisch widerspruchfreie Methodologie zu verfügen. Das ist erkenntnistheoretisch betrachtet Relativismus. Es ist eben der relativistische Wahrheitsbegriff des Pragmatismus.
    Also noch einmal: Nicht die Bayessche Formel ist subjektiv, sondern was damit von den so genannten Bayesianern angestellt wird. In ihre Anwendung der Formel beziehungsweise in die Bedingung gehen nämlich induktivistisch aufgefasste Beobachtungsreihen ein, nicht um eine Theorie zu widerlegen, sondern um sie zu „bewahrheiten“, mit jedem Beobachtungsfall ein bisschen mehr. So stellen sie sich das jedenfalls vor. Schon David Hume hatte gezeigt, dass die Induktion nicht schließt. Er hatte allerdings ganz im Sinn der Bayesianer empfohlen, sie trotzdem anzuwenden, weil er davon ausgegangen war, dass wir psychologisch gar nicht anders könnten, als induktiv zu schließen, und weil wir damit ja anscheinend zu unseren erfolgreichen Erkenntnissen gelangt sind. Hume konnte sich nicht vorstellen, dass es die Induktion auch als tatsächliche Erkenntnismethode gar nicht gibt (ganz abgesehen davon, dass sie logisch nicht schließt, auch nicht in der Wahrscheinlichkeitsvariante). Unsere gesamte Erkenntnis ist von Theorien beziehungsweise allgemeinen Hypothesen „getränkt“ (Karl Popper), alle unsere Sätze enthalten Allgemeinbegriffe. Sie wimmeln geradezu davon. Deshalb sind unsere Schlüsse allesamt deduktiv. Sie stellen (logisch betrachtet) Vorurteile allgemeiner Art dar – weshalb sie auch immer überprüft werden müssen (erst viele erfolgreich überstandene Überprüfungen machen solche Hypothesen dann wissenschaftlich). Deduktive Schluss-strukturen implizieren übrigens ebenfalls Anwendungen der bayesschen Schlussfigur, denn man kann alle Rand- und Anfangsbedingungen in Theorien als Bedingungen für die Wahrheit der jeweiligen Theorie interpretieren. Niemand bei den fallibilistischen Deduktivisten würde allerdings auf die Idee kommen, das Auftischen immer neuer Beispiele für die Rand- oder Anfangsbedingungen für „Bewahrheitungen“ zu halten. Man würde derartige Induktivismen zu Recht wie unzulässige Ad-hoc-Hypothesen betrachten, die allein der Kritikimmunisierung von Falsifikation bedrohter Theorien dienen sollen. Deshalb legt man bei den Fallibilisten auch keinen Wert auf irgendwelche Begründungen, die ohnedies im Münchhausen-Trilemma der Begründung und der Definition verbleiben müssten, sondern setzt ausschließlich auf Überprüfungen (mit der logischen Figur des "modus tollens"). So vermeidet man sowohl tautologische Tendenzen in der Wirklichkeitserkenntnis als auch jegliche Form von Subjektivismus.
  • Eine Lanze für Karl Popper und Albert Einstein

    28.11.2013, Gunter Berauer, München
    Michael Springer beschreibt sehr korrekt, wie heute wissenschaftliche Fortschritte gemacht werden: In kleinen Schritten, die in Veröffentlichungen, auf dem zunächst einmal zusammengefassten bekannten Wissens aufbauend, eine kleine Neuigkeit enthalten. Diese passt dabei in aller Regel in die wohlbekannten Denkmuster und geht logisch aus diesen und den Ergebnissen von Experimenten mehr oder weniger zwangsläufig hervor. So kann man in der Tat gewisse kleinere, und Schritt für Schritt vielleicht auch größere Fortschritte erzielen, niemals aber solche, die die bekannten Denkmuster selbst wesentlich in Frage stellen würden. Aber nur solche Ideen können die Wissenschaft entscheidend weiterbringen, wie etwa auch Albert Einsteins Ideen die ganz fest im Denken verankerten Grundfesten der newtonschen Physik in Frage stellten. In dem heutigen Wissenschaftsbetrieb würde es, nach Ansicht vieler heute lebender Wissenschaftler, dem einfachen Patentamtsangestellten Albert Einstein nicht mehr gelingen, seine revolutionierenden Ideen in der Fachwelt unterzubringen. Und ohne seine Theorien wäre unser Weltbild viel ärmer. Um wirklich weiterzukommen, bedarf es also wohl doch neuer Ideen, die sich nicht in die bisherigen Denkmuster einfügen und die gerade deshalb, auch und besonders bei den Rezensenten der Fachzeitschriften, zunächst Unverständnis und Ablehnung hervorrufen. Selbst anerkannte Koryphäen würden mit solchen Ideen nur auf wenig Gegenliebe stoßen, weniger bekannte Autoren hätten überhaupt keine Chance. Dass aber genau solche Ideen wichtig sind, hat Einstein einmal zum Ausdruck gebracht, als er sagte: „Wenn eine Idee zu Beginn nicht absurd erscheint, dann ist sie es nicht wert, weiterverfolgt zu werden.“ Karl Popper dürfte also wohl Recht behalten: Zumindest größere wissenschaftliche Erkenntnisse erfordern eben doch Sprünge über den eigenen wissenschaftlichen Schatten sowie spontane, also zufällige Ideen, die sich eben nicht planen lassen. Bezüglich unseres, meines Erachtens noch unausgereiften, kosmologischen Weltbilds wären solche Ideen heute wünschenswert. Die klassischen Denkmuster der Standardkosmologie und ihre Protagonisten werden solche Ideen aber vermutlich nicht hochkommen lassen.
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