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Lexikon der Optik: Mikroskopokular

Mikroskopokular, das am oberen Ende des Mikroskoptubus befindliche, dem Auge zugewandte Linsensystem. Über Anordnung und Wirkungsweise im zusammengesetzten Mikroskop mikroskopische Abbildung.

Die Einteilung der M. erfolgt nach folgenden Merkmalen: Vergrößerung, Feldzahl, scheinbarer Bildfelddurchmesser bzw. Bildwinkel, Korrektionszustand (laterale Farbkorrektion, Bildfeldwölbung), Steckdurchmesser, konstruktive Ausführung (fest, stellbar), Blendentyp (Vorderblende, Mittenblende), spezielle Eignung (z.B. Brillenträgerokular). Gelegentlich wird der Okulartyp im Hinblick auf den optischen Aufbau angegeben (Okular).

Die Okularvergrößerung ist der Quotient aus der Normsehweite (250 mm) und der Brennweite des M. (in mm). Sie wird meist in Verbindung mit einem Multiplikationszeichen, z.B. als 10×, auf dem M. angegeben.

Die Feldzahl oder Sehfeldzahl 2y' (Blende) ist bei einem M. mit Vorderblende gleich dem Durchmesser der Feldblende in mm (Abb. a). Bei einem M. mit Mittenblende wird die Feldzahl durch den Durchmesser des objektseitigen Bildes der Feldblende bestimmt (Abb. b). Die Feldzahl wird meist kreisförmig umrandet, z.B. als

, auf dem M. angegeben. Aus der Fehldzahl ergibt sich die Objektfeldgröße des gesamten Mikroskops (d.h. der Durchmesser des Objektteils, den man in diesem erblickt) durch Division mit dem Abbildungsmaßstab β

des Objektivs: 2y=2y'/β

.

Die Größe des Bildfelddurchmessers, wie er in 250 mm Entfernung von der Austrittspupille aus erscheint, ergibt sich aus dem Produkt aus Okularvergrößerung und Feldzahl. In der Mikroskopie spricht man von einem Großfeld-Okular (GF-Okular) bzw. Weitfeld-Okular, wenn dieses Produkt ≥175 mm ist; z.B. Okular 6,3×

. Moderne Großfeld-Okulare mit weitem Steckdurchmesser (s.u.) haben einen (scheinbaren) Bildfelddurchmesser von etwa 250 mm; z.B. Okular 10×

. Anstelle des (scheinbaren) Bildfelddurchmessers kann auch der Bildwinkel angegeben werden, den die von der Feldblende begrenzten Hauptstrahlen in ihrem (den Achsenpunkt der Austrittspupille markierenden) Kreuzungspunkt miteinander bilden.

Der Korrektionszustand ist besonders hinsichtlich der chromatischen Vergrößerungsdifferenz (CVD) bedeutsam. M. mit CVD, die den Farbvergrößerungsfehler wenigstens teilweise ausgleichen, heißen Kompensationsokulare (Kompensokulare) (Kompensationssystem). Sie sind im allgemeinen erkennbar an einem rotgelben Farbsaum, mit der der Blendenrand abgebildet wird. Im CVD-freien System werden CVD-freie Okulare oder solche ohne Kompensationswirkung verwendet. Bei Planokularen ist die Bildfeldwölbung bei gleichzeitiger Behebung des Astigmatismus vermindert. Die Verzeichnung der M. ist vom Okulartyp abhängig und in gewissen Grenzen nicht störend.

Die Fassung der M. wird so ausgeführt, daß der Durchmesser des in den Tubus hineinragenden Teils, der Steckdurchmesser, entweder 23,2 mm (eng) oder 30 mm (weit) beträgt. Außerdem gewährleistet eine Anlagefläche, mit der die M. auf dem oberen Tubusrand aufliegen, daß eine bestimmte Abgleichlänge lOk der M. (Mikroskopanschlußmaße) eingehalten wird, z.B. 13 mm oder 10 mm. In stellbare Okulare können Strichplatten eingelegt werden, auf die mittels einer Dioptrieneinstellung des M. zu fokussieren ist.

Zu den Spezialokularen kann man das Brillenträgerokular rechnen, bei dem der Abstand der Austrittspupille von dem augenseitigen Teil der Fassung (Pupillenhöhe) so groß ist, daß auch bei Beobachtung mit Brille das ganze Sehfeld erfaßt werden kann.



Mikroskopokular: Strahlengang. a) Okular mit Vorderblende, b) Okular mit Mittenblende. AP Austrittspupille, lOk Abgleichlänge des Okulars.

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