Frühchristliche Theologie: Entdeckung einzigartiger Abschriften von Origenes
Er gilt als Vorreiter der symbolischen Auslegung von Bibeltexten: Origenes von Alexandria (zirka 185–254). Nun entdeckte eine Wissenschaftlerin Schriften des bedeutenden frühchristlichen Theologen in griechischer Originalsprache. Die Dokumente in der Bayerischen Staatsbibliothek in München sind weltweit ohnegleichen. Denn bislang sind seine Abhandlungen nur unvollständig und in lateinischer Übersetzung überliefert.
Die Philologin Marina Molin Pradel vom Handschriftenzentrum der Bayerischen Staatsbibliothek stieß auf den Überraschungsfund, als sie griechische Handschriften aus der Büchersammlung Johann Jakob Fuggers sichtete. Bei dem Manuskript aus dem Hochmittelalter handelt es sich um eine Abschrift von Predigten, die Origenes zu den Psalmen hielt – so genannte Homilien. Dass die Texte tatsächlich von ihm stammen, befürworten inzwischen auch andere Experten.
Seine Bibelauslegungen beeinflussen die christliche Theologie seit der Spätantike. "Alle Kirchenväter haben Origenes gelesen und intensiv rezipiert. Die Entdeckung erlaubt es nun, sich mit bislang unbekannten Originaltexten zu befassen", erklärte Rolf Griebel, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek. Der frühe Christ Origenes arbeitete in seiner Geburtsstadt Alexandria als Lehrer. Daneben kommentierte er das Buch Genesis, das Johannesevangelium und mehrere Psalmen.
In der Bayerischen Staatsbibliothek lagert die größte Sammlung griechischer Handschriften in Deutschland. Nach Angaben der Bibliothek wird deren vollständige Neusichtung und Katalogisierung noch mindestens bis zum Jahr 2027 dauern.
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