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Invasive Arten: Feuerfische breiten sich im Mittelmeer aus

Die giftigen Tiere gelangten durch den Suezkanal ins Mittelmeer und fühlen sich hier zunehmend wohl. Auch kühlere Gewässer werden inzwischen erobert.
Ein rötlichbraun-weiß gestreifter Feuerfisch mit aufgerichteter, stark gefächerter Rückenflosse und dunklen Augen schwimmt durch das Licht einer Taucherlampe. Rechts unterhalb wächst eine Seeanemone, der Hintergrund ist düster bläulich.
Feuerfische sind attraktive Bewohner warmer Meere, gehören aber nicht ins Mittelmeer.

Zu Beginn der 2010er Jahre gelangten wahrscheinlich die ersten indopazifischen Feuer- beziehungsweise Rotfeuerfische (Pterois miles) durch den Suezkanal ins Mittelmeer. Dort fanden sie beste Bedingungen vor und breiten sich seitdem nahezu ungehindert im östlichen Teil der Region aus. Selbst relativ kühle Gewässer werden von der invasiven Art inzwischen erobert, schreiben Davide Bottacini von der Universität Wageningen und sein Team.

Die beiden Feuerfischarten Pterois miles und P. volitans gelten als die beiden Vertreter der Meeresfische, welche die stärksten invasiven Expansionen weltweit zeigen. Gleichzeitig fressen sie eine ganze Bandbreite an anderen Fischspezies, was sie zur potenziellen Bedrohung für die lokale Fauna macht. Bottacini und Co haben daher alle verfügbaren Daten aus dem Mittelmeer gesammelt und ausgewertet sowie Tauchzentren nach Sichtungen befragt, um die Verbreitung der Fische zehn Jahre nach den ersten gehäuft auftretenden Beobachtungen 2012 zu ermitteln.

Nachdem die Fische sich relativ schnell vor den Küsten Zyperns, der Türkei und der Levante etabliert hatten und dort seit 2014 flächendeckend vorkommen, erweiterten sie ihr Vorkommen nachfolgend zunehmend nach Westen und Nordwesten. Inzwischen haben sie Beobachtungen zufolge die gesamte Ägäis erobert und wandern an der Westküste Griechenlands entlang nach Norden. 2023 erreichten sie Albanien. Einzelne Funde stammen zudem aus kroatischen, sizilianischen und maltesischen Gewässern. Und sogar vor Korsika wurde die Art 2023 gesichtet.

Die Fische breiten sich also weiterhin rapide aus, wobei ihnen ihre Fortpflanzungsstrategie hilft: Während die Erwachsenen standorttreu sind, lassen sich die winzigen Larven mit Strömungen treiben und gelangen so in neue Regionen. Zudem könnten sie mit Ballastwasser von Schiffen verfrachtet werden. Zugutekommt dieser tropischen Spezies auch der Klimawandel, der das Mittelmeer weiter aufheizt und dabei die Lebensbedingungen für Feuerfische verbessert.

Für die ohnehin durch Überfischung, Nährstoffeinträge, Lebensraumzerstörung und Erderwärmung gefährdete Fischfauna des Mittelmeers wächst dadurch die Bedrohungslage. Für den westlichen Atlantik, wo Feuerfische ebenfalls eingeschleppt wurden, zeigen Daten: Die Biomasse heimischer Arten ist um bis zu 65 Prozent zurückgegangen, nachdem die Feuerfische angekommen sind, weil sie intensiv Jungfische jagen und fressen. Eigene Feinde haben sie dort wie im Mittelmeer dagegen kaum.

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  • Quellen
NeoBiota 10.3897/neobiota.92.110442, 2024

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