Raumfahrtprogramm: Russland gibt neue Pläne für bemannte Raumfahrt bekannt
Wichtigste Neuentwicklung ist die Raumkapsel mit dem vorläufigen Namen "New Generation Crew Transport Spaceship" (NG CTS, russisch PTK NP). Der Nachfolger der Sojus war zuvor bereits unter den Bezeichnungen "Prospective Piloted Transport System" und "Advanced Crew Transportation Vehicle" bekannt. Die englischen Titel zeigen deutlich, dass Russland sich der internationalen Kooperation nicht länger verschließt.
Das NG TCS soll 2018 einsatzbereit sein. Damit tritt es in direkte Konkurrenz zur Raumkapsel Orion der NASA, die zwar offiziell bereits für 2015 geplant ist, sich aber nach aktuellen Prognosen auch etwa bis 2018 verspäten wird. Das russische Gefährt soll Platz für sechs Kosmonauten bieten. Das aktuelle Konzept sieht zudem vor, dass die Kapsel nicht länger an einem Fallschirm im Wasser landet, sondern mit Hilfe von Bremsraketen vertikal auf dem Boden aufsetzt.
Ebenfalls wie die USA entwirft Russland derzeit eine neue Generation von Trägerraketen mit der Bezeichnung Rus-M. Diese sollen die aktuellen Proton-Raketen ablösen, sind stark modular aufgebaut und könnten so je nach Bedarf zwischen 8 und 60 Tonnen Nutzlast in den niedrigen Erdorbit bringen. Passend dazu soll bis 2018 auch ein neuer Weltraumbahnhof entstehen. In einer frühen Planungsphase befinden sich darüber hinaus eine bemannte Landefähre für Planetenmissionen und ein nuklearer Raketenantrieb für interplanetare Reisen.
Anders als die Amerikaner sieht Russland den Mond jedoch nicht als wichtiges Zwischenziel auf dem Weg in den Weltraum. "Ich denke, wir sollten direkt zum Mars fliegen. Der Mond ist kein lohnenswertes Ziel", hieß es vom Chef der RKK Energija, dem größten Entwickler und Produzenten russischer Raumfahrttechnik. Schon Anfang des Jahres 2009 kamen Gerüchte auf, nach denen Russland für die frühen 2020er Jahre eine neue Raumstation plant, die vermehrt als Startpunkt für bemannte Raumflüge dienen soll. Die USA favorisieren dagegen bisher eine dauerhafte Mondbasis als Trittbrett für den Marsflug.
Ralf Strobel
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